Trainingslager Mongolei – 29.05 bis 18.06.2016
„Buddhismus, Schafe und Judo“ – Athlet Tobias Meier erzählt von seinem Trainingsaufenthalt in der Mongolei...
Gruppen-Selfie im Steppen-Zelt: Auch Florian Girardoz (links) hatte seine Erlebnisse festgehalten (→ zum Bericht auf französisch...)
Auftakt...
„Zwischen China und Russland liegt mit einer Fläche – viermal so gross wie die Frankreichs – die Mongolei. Dessen Einwohnerzahl beschränkt sich auf gerade mal drei Millionen und die Hälfte davon lebt in der Hauptstadt Ulaanbaatar.
Woher ich das weiss? Aus der Schule natürlich. Oder doch aus dem Internet? Vielleicht hat es mir auch eine Nomadin bei einer Tasse Pferdemilchtee während unseres dortigen Trainingslagers erklärt.
Angenommen, mich hätte jemand vor dieser Reise gefragt, was ich wirklich über die Mongolei weiss. „Das Land der Steppen und Pferde“, wäre wohl meine Antwort gewesen.
Aber wie würdest du antworten, wenn jemand diese Frage an dich richtet? Was weisst du über das Volk der ringenden Pferdeherren aus Nordostasien? Ich möchte gerne von meinen Erlebnissen erzählen... Los geht’s!
„Am selben Nachmittag wurde die Schweizer Delegation komplettiert, sodass der Mongolische Judoverband einen Kultursonntag für uns organisierte.”
Erste Station: Ulaanbaatar
Zuerst einmal: warum geht man überhaupt als Judoka für ein Trainingslager in die Mongolei?
Nun, der ringerartige und unkonventionelle Kampfstil der Mongolen macht sie zu unberechenbaren und äusserst erfolgreichen Kämpfern, die sich bereits mehrfach Medaillen an Olympischen Spielen erkämpfen konnten. Athleten, die immer bereit sind alles zu geben, aus jeder Stellung anzugreifen – eine starke Hüfte und Postion haben!
Am 29.05.2016 reisten wir als 6-köpfiges Team bestehend aus vier Athleten, einem Physio und dem NLZ Coach, der als Stellvertretung für den technischen Direktor Giorgio Vismara mitreiste, bis dieser dann nach einer Woche mit dem Grand-Slam Team nachgereist kam, in die Mongolei für ein 3-wöchiges Trainingslager.
Wir nahmen das Training am Tag der Ankunft mit einer Einheit Judo am Nachmittag bereits auf. Das Trainingscenter in Ulaanbaatar befindet sich ziemlich Im Zentrum der Stadt und gute 15 Minuten zu Fuss von unserer dortigen Unterkunft, dem Hotel Bayangol, entfernt.
Mit zwei harten Trainingseinheiten täglich auf einer Höhe von rund 1300 m.ü.M. gab es ausser schlafen nicht viele Möglichkeiten, sich die Pausenzeit während den Trainings zum Beispiel mit Sightseeings zu vertreiben. Am Mittwoch in der ersten Woche war jedoch Schulschluss für die Studenten und gleichzeitig auch der 1. Tag im neuen Monat. Das ganze wurde mit einem Fest auf dem Dschinghis Khan Platz gefeiert. Auf Grund dessen fiel das Randoritraining an diesem Tag aus.
Kultur, Kamel und Berglauf
Am ersten Samstag rief uns das Training ins Freie: rauf auf den Berg, hiess die Devise! Eine Trainingseinheit, die die Mongolen jeden Samstag absolvieren. Ein Mix zwischen Joggen und schnellem Spazieren durch einen Wald auf einen Berg hinauf – dies dauerte ca. 1 Stunde. Auf diesem Weg machten wir Bekanntschaft mit einem wildlebenden Kamel – ein äusserst entspanntes Tier wie sich herausstellte!
Am selben Nachmittag wurde die Schweizer Delegation komplettiert, sodass der Mongolische Judoverband einen Kultursonntag für uns organisierte. Auf dem Programm waren der Besuch einer Nomadenfamilie, ein Rundgang um die grösste Dschinghis Khan Statue der Welt und Pferde reiten. Dank all den wundervollen Erlebnissen auf dieser Tour wurde einem klar, wie religiös dieses Volk auch heute noch ist. Beispielsweise bringt das Zerbrechen eines Tierknochens während der Trainingszeit der Pferde für das grosse Rennen grosses Unglück über die eigenen Tiere.
Ebenfalls konnte ich erfahren, dass der Stolz auf den einst so mächtigen Dschinghis Khan immernoch tief in jedem dieser Menschen verhaftet ist.
„Eine Sporthalle auf ca. 2000 m.ü.M mit einem kleinen aber feinen Hotel irgendwo in der Steppe, rundherum überall hohe Berge.”
Judo in der mongolischen Wildniss
In der Hälfte der zweiten Woche ging die mongolsiche Olympiavorbereitung 60 Kilometer westlich von Ulaanbaatar weiter, so wechselten auch wir unsere Bleibe dorthin. Eine Sporthalle auf ca. 2000 m.ü.M mit einem kleinen aber feinen Hotel irgendwo in der Steppe, rundherum überall hohe Berge.
Gemütliche Jurten – traditionelle mongolsiche Zelte – rund ums Hotel dienten uns als Unterkunft während der nächsten 9 Tage.
Auf dem Programm waren 3 Trainings pro Tag. Um 7 Uhr morgens Frühsport, um 11 Uhr Judo, laufen oder Krafttraining und um 16 Uhr dann Randoritraining.
Am Sonntag der zweiten Woche luden uns die Mongolen zur traditionellen Schlachtung eines ihrer Schafe ein. Mit einem Schnitt in den Brustkorb und einem Griff in das Schaf zur Herzschlagader wurde dessen Leid ein schnelles Ende bereitet. Warum diese bizarre Art und Weise?
Zu dieser Jahreszeit essen die Schafe speziell gesunde Kräuter. Die Mongolen trinken deswegen das Blut des geschlachteten Tiers und auf diese Art und Weise bleibt das Blut im Körper. Eben dieser Trunk wurde uns auch angeboten. Die rohe Leber zu kosten ebenfalls. Sehr delikat, wie sich herausstellte.
Während die Küche das Schaf auf ihre tradionelle Weise zubereitete, führten uns die Mongolen auf eine Tempelbesichtigung in einem hiesischen Gebirge.
Dort im Tempel ausgestellt, waren spezielle Figuren wie zum Beispiel eine Mischung zwischen einer Schildkröte und einem Drachen. „Hat was mit Schamanismus zu tun“, erklärte uns einer unserer Begleiter.
„Eben dieser Trunk wurde uns auch angeboten. Die rohe Leber zu kosten ebenfalls. Sehr delikat.”
Zeitgenau zu unserer Rückkehr gab es Mittagessen: das frisch geschlachtene Schaf und dessen Innereien. Zuerst gab es die Beine und dann folgten Herz, Darm, Leber, das Fett (!) und Kopf.
Mein Favorit: das Herz. Der ganze Rest? Gewohnheitssache.
Die letzte Woche wurde mit einem 15km-Lauf und mehreren Randorieinheiten täglich nochmals ein echter Härtetest. Am Samstag in der Frühe traten wir dann glücklich und erschöpft die Heimreise an.”
Tobias Meiers Favorit: das Herz. Der ganze Rest? Gewohnheitssache.
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